Petra Weigle I Waldemar Bachmeier
"Alle Erscheinungen verändern einander unausgesetzt; visuell hängt eins mit dem anderen zusammen. Anschauen heißt, das Sehvermögen der Erfahrung dieser gegenseitigen Abhängigkeit unterwerfen." (John Berger)
Von ungewöhnlicher und eher stiller Anwesenheit sind die Wandstücke und Bodenarbeiten Waldemar Bachmeiers. Die zentralen Begriffe seines konstruktiv-strukturellen Konzepts sind Volumen und Oberfläche, Raumordnung und Licht, wobei die Arbeiten auf die Verbindung dieser Phänomene und deren ästhetischer Umsetzung, die zugleich Irritation bedeutet, abzielen.
Das reine Formenspiel mit klaren Linien und ausgeklügeltem technischem Hintersinn bringt strenge geometrische Skulpturen/Wandstücke hervor, die ihre Spannung vielfach aus ihrer Zwei- bzw. Dreigliedrigkeit beziehen. Ausschlaggebend ist nicht Masse, sondern Oberfläche, also die differenzierte Gestaltung der Hüllen, die die Körper umgeben.
Im Ausloten des Grenzbereiches von Zwei- und Dreidimensionalität finden die Bodenarbeiten einen eigenen Stellenwert. Konkurrierende Materialien wie Glas und Stein geben eine trügerische Einheit der Form vor. Die künstlerische Überlegung ist freilich, wie in den anderen Arbeiten, nach dem Spannungsverhältnis von Form und Material zu fragen, das in einem neu entstehenden Raumverhältnis erfahrbar wird. In diesen Körpern herrscht deshalb auch keine Identität zwischen der visuell erfahrbaren Form und den, diese bedingenden, physisch in sie eingebrachten, mess- und berechenbaren Kräften.
Jede Forderung nach rigoroser Klarheit der künstlerischen Form, die beim Betrachter eine Schärfung der Wahrnehmung hervorruft, drückt sich nur in einem Gespür für Maßstab und Proportion aus.
Die Funktionsweise dieser millimetergenau gearbeiteten Präzisionsästhetik ist mehrschichtig. Licht und Schatten nämlich beleben die akkurat und mit kühler Raffinesse konstruierten Linien, Kanten und Einschnitte.
Letztlich müssen die Bilder als interagierende Flächen gelesen werden, als Belegung der Wand, damit auch des Raumes, ohne den herkömmlichen Begriffen von Bild, Skulptur oder Installation ausschließlich zu gehorchen.
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